Drei Generationen, eine Partei: das FORUM Laupen – warum die Familie Gurtner – Fawer – Schwab das FORUM Laupen schätzt und prägt.

Robert Gurtner, Marianne Fawer, Bettina Schwab und Beat Fawer (v.l.).

Robert Gurtner ist kurz nach der Gründung dem FORUM Laupen beigetreten, seine Tochter, Marianne Fawer war FORUM-Präsidentin,  Schwiegersohn Beat Fawer acht Jahre Gemeinderat und seine Enkelin Bettina Schwab ist Gemeinderätin. Alle vier politisieren für und im FORUM Laupen. Ein Gespräch über Erwartungen, Politik und die Zukunft von Laupen.

Warum hat die Familie Gurtner-Fawer-Schwab ein so starkes Intedresse an der Gemeindepolitik in Laupen?

Marianne Fawer: Es ist einfach so passiert.

Robert Gurtner: Ich bin sicher nicht schuld.

Bettina Schwab: Doch, schon ein wenig.

Robert: Wir haben zu Hause nie politisiert. Erst, als Beat zur Familie stiess, hat sich das geändert.

Marianne: Das Interesse hattest aber Du.

Robert: Ja, das stimmt – und wahrscheinlich war ich auch einer der wenigen in Laupen, die wirklich Unabhängig waren. Früher war man entweder Burger, arbeitete in der Poly oder in der Cartonnage. Gerade die Poly war früher eine Macht. Werner Ammon, Ernst Gosteli und Werner Wigger führten Geheimgespräche und wollten dem etwas entgegensetzen. Dann kam die Gründung des FORUM Laupen. Ich war nie Teil des inneren Zirkels, wusste aber, was läuft. Und ich bin dann einfach reingerutscht.

Eine andere Partei kam nie in Frage?

Robert: Nein, ich wurde auch nie angefragt. Ich wollte eine gewisse Distanz und Unabhängigkeit, auch in meiner Arbeit als Kommissionsmitglied. Ich war vielleicht in zu vielen Kommissionen (zu Marianne): Du weisst, was Mutter immer gesagt hat.

Marianne: Du warst viel weg und deshalb war die Politik ein Thema.

Robert: Damals gab es verschiedene neue Dinge: das Schwimmbad, den Vita-Parcours, die Arbeit in der städtebaulichen Kommission, in der Hauswirtschaftskommission. Ihr habt sicher manchmal darunter gelitten.

Marianne: Nein, das haben wir nicht. Durch deine Abwesenheiten war die Politik ein Thema. Das Interesse wäre aber nicht entstanden, wenn alles negativ gewesen wäre.

Robert: Sicher. Ich hatte den Eindruck, dass Beat ein gewisser Boden in der Politik erhielt.

Beat: Bei mir war das schon durch meinen Vater gegeben. Er war während meiner Schulzeit immer Teil der Schulkommission, auch als deren Präsident. Während zwei Legislaturen war er ausserdem im Gemeinderat von Ins. Den Grundstein für meine politischen Engagements habe ich aber in Ins gelegt, ich war dort Teil der Feuerwehr und des Turnvereins und kam durch den Sport in die Sportkommission. Mit dem Umzug nach Laupen war klar, dass ich auch hier die Menschen kennenlernen wollte. Ich ging wieder in die Feuerwehr und in den Turnverein.

Warum bist Du im FORUM Laupen?

Beat Fawer: Jahrgang 1953, im FORUM seit 1986. Der gelernte Betriebstechniker war zuletzt als Geschäftsführer der Firma Stanzwerk in Unterentfelden tätig. Beat Fawer war von 1991 bis 1998 im Gemeinderat von Laupen und ist seit 2003 Teil der Finanzkommission.

Wie sah die politische Landschaft Laupens damals aus?

Beat: Ich hatte den Eindruck, dass dieser „Chlüngu“ noch bestand. Man sprach von der Poly und der Feller-Partei. Ich trat deshalb dem FORUM bei und wollte im Vorstand mithelfen. Dann hatte Tony Beyeler die Idee, mich bei den Wahlen auf die Gemeinderatsliste zu setzen.

Auf dem Wahlzettel stand Beat Fawer-Gurtner…

Beat: Ja, das haben wir ganz bewusst so gemacht und den Bezug zu Gurtners hergestellt. Der Fawer war damals nicht genug bekannt, auch wenn er im Turnverein und in der Feuerwehr verankert war.

Hat dich das nicht gestört, Robert?

Robert: (lacht) nein, mich hat das nie gestört.

Warum braucht es das FORUM heute noch?

Bettina: Das FORUM ist Laupen-orientiert. Die Sachpolitik steht im Zentrum, es gibt keine Abstimmungs- und Wahlparolen. Im FORUM habe ich deshalb die Freiheit, sachlich die beste Lösung zu finden. Am Neuzuzügeranlass finden es die Menschen spannend, wenn sie feststellen, dass das Forum nicht in Schubladen denkt.

Ohne Schubladen kann eine Partei weniger gut verortet werden. Steigt da der Erklärungsbedarf?

Bettina: Ja, der ist sicher grösser.

War das auch zu Deinen Zeiten so, Beat?

Beat: Ja, ich kenne das FORUM gar nicht anders. Wir hatten Leute, die in der SP waren und zum FORUM wechselten.

Robert: Auch in der FDP…

Beat: Wobei wir mit der FDP immer stark zusammengearbeitet haben. Ich weiss noch, als wir mit der FDP an einem Sonntagmorgen eine Krisensitzung hatten, weil sie ihren Gemeinderatssitz nicht mehr besetzen konnten. Wir beschlossen, dass Lilian Tschan für den FDP-Sitz nachrutschen würde.

Wie war das mit der Sachpolitik?

Beat: Bei den Kommissionswahlen und bei einzelnen Geschäften – bei den Steuern etwa – wurde taktiert. Ansonsten ging es immer um die Sache. Laupen hatte immer eine bürgerliche Mehrheit im Rat.

Robert: Das FORUM hatte immer Laupen im Blick. Wir wollten immer Sachpolitik zum Wohl von Laupen machen.

Kann man heute als lokale Partei überhaupt noch etwas bewegen?

Bettina: Ich denke schon, ja. Wir können hier etwas für die Lebensqualität machen, die Gemeindeinfrastruktur und den Wohnraum stärken. Laupen ist für das Gewerbe nicht besonders attraktiv, bietet aber für Familien und ältere Personen sehr viel – Der Gemeinderat kann da mithelfen, dass Angebote entstehen. Allerdings ist der Gestaltungsspielraum bei den Finanzen bedeutend kleiner geworden – da wird viel vom Kanton vorgegeben oder regional gelöst.

Warum bist Du im FORUM Laupen?

Robert Gurtner: Jahrgang 1928, im FORUM seit 1969. Der Feinmechaniker ist seit 1956 in Laupen und arbeitete beim Störungsdienst für Telefone. Robert Gurtner trat dem FORUM kurz nach dessen Gründung 1969 bei und war Mitglied verschiedener Kommissionen.

Robert, wie war das zu Deiner Zeit?

Robert: Früher war es einfacher, etwas zu machen.

Beat: Selbst zu unserer Zeit konnte man das eine oder andere machen. Geholfen hat, dass wir nicht besonders Obrigkeitshörig waren sondern selbst entscheiden wollten.

Der Spielraum war aber auch deshalb grösser, weil die Sozialarbeit Sache der Gemeinde war. Ebenso die Schulen, die ein anderes Gewicht hatten. Bei den Finanzen hatten wir schon damals die einschränkenden Kantons-Vorgaben.

Robert: Also ich möchte heute nicht Bettina sein.

Bettina: Warum nicht?

Robert: Weil es immer weniger Möglichkeiten gibt, etwas für Laupen zu machen.

Beat: Ich habe den Eindruck, dass heute alle Entscheidungen auf rechtlichen Grundlagen abgestützt sein müssen.

Bettina: Ja. Die Verfahren dauern zudem länger als Früher.

Marianne: Und die Angriffe und die Kritik – ist das nicht auch mehr als früher?

Bettina: Den Eindruck habe ich nicht, aber vielleicht höre ich auch nicht alles.

Marianne: Das wäre für mich auch ein Grund, nicht in den Gemeinderat zu gehen.

Marianne Fawer: Jahrgang 1955, im FORUM seit 1986. Die Kaufmännische Angestellte arbeitete auf der Gemeindekanzlei, war später Zivilstandesbeamtin von Laupen. Marianne Fawer war FORUM-Präsidentin von 2005 bis 2009, davor und danach Mitglied in verschiedenen Kommissionen.

Marianne Fawer hält sich lieber im Hintergrund und verzichtete auf das Video-Statement. Wir kommen diesem Wunsch natürlich gerne nach.

Kritik gehört aber dazu, wenn man sich öffentlich exponiert.

Beat: Im Prinzip tritt Kritik je nach Geschäft auf. Ich weiss noch als wir das erste Tanklöschfahrzeug für die Feuerwehr beschafften. Damals hätte ich nie damit gerechnet, dass ich das Geschäft an der Gemeindeversammlung durchbringen werde; damals hörten wir im Vorfeld nur, wer dagegen ist. Wir haben uns akribisch auf die Gemeindeversammlung vorbereitet und konnten das Geschäft dann ohne grössere Probleme abschliessen, obwohl es schon einmal abgelehnt wurde.

Robert: Das war nicht das einzige Geschäft das zweimal vor die Gemeindeversammlung musste.

Beat: Nein, dafür wurden wir auch kritisiert. Aber an der Person selbst habe ich kaum Kritik gehört.

Bettina: Ich schon. Als ich in den Gemeinderat nachrutschte habe ich schon gemerkt, dass mir die Arbeit nicht zugetraut wurde. Ich war ja nicht mehr wirklich jung, aber im Vergleich zum Rest des Gemeinderates bin ich bis heute die jüngste.

Was waren die Erwartungen, die an Dich als Person gestellt wurden?

Bettina: Heute kann ich das nicht mehr genau sagen. Ich glaube, man dachte, ich sei einfach zu jung. Ich habe mich davon aber nie verunsichern lassen. Ausserdem war ich schnell Dossiersicher. Das hat geholfen.

Hat dein Name eine Rolle gespielt?

Bettina: Ja, das hörte ich zu Beginn schon immer wieder.

Robert: Es gibt aber auch sehr viele positive Rückmeldungen.

Bettina: Stimmt – das ist eine interessante Entwicklung: am Anfang gab es Kritik, jetzt sehr viel Lob.

Robert, was erwartest Du von Deiner Enkelin?

Robert: So weiterfahren. Ganz einfach. Ich bewundere Bettina und möchte ihre Arbeit nicht machen müssen.

Warum bist Du im FORUM Laupen?

Bettina Schwab: Jahrgang 1981, im FORUM seit 2012, im Gemeinderat seit 2013. Zuerst Sicherheit, jetzt Umwelt, Ver- und Entsorgung. Drogistin von Beruf, heute Leiterin Facility-Management. Von Amtes wegen in der Kommission für Umwelt, Ver- und Entsorgung.

Beat, sind die Erwartungen an einen Gemeinderat gestiegen?

Beat: Schwierig zu sagen.

Bettina: Ich glaube, man erwartet, dass der Gemeinderat im Sinne der Gemeinde handelt. Das hat sich nicht verändert. Was sich verändert hat, sind die Ansprüche. Beruflich steigen die Anforderungen, alles geht immer schneller. Es wird schwieriger, alles aneinander vorbeizubringen.

Marianne: Wird heute auch schneller kritisiert?

Bettina: Nein, eher anders – ich kann dann auf Facebook die Kritik noch nachlesen.

Laupen hat rund 3500 Einwohner, neben den kleineren Gewerbebetrieben gibt es keine grossen Arbeitgeber mehr. Laupen wird zusehends zu einer Schlaf-Gemeinde.

Bettina: Nein, die Entwicklung können wir beeinflussen. Laupen liegt in einer guten Distanz zur Stadt Bern und zu Naherholungsgebieten. Der Anschluss an den öffentlichen Verkehr wird mindestens so bleiben. Wenn wir jetzt noch das Angebot betreffend Kinderbetreuung verbessern können, dann ist Laupen im Vergleich zu anderen Gemeinden gut positioniert. Was hier natürlich auch hilft ist die Tatsache, dass Laupen ein regionales Zentrum ist und es auch bleiben soll. Vielleicht müssen wir bald in Richtung Coworking-Spaces gehen und neue Wohn- und Arbeitsformen ermöglichen.

Sind das Fragen, die ihr auch schon diskutiert habt, Beat?

Beat: Nicht ganz in diese Richtung. Der Rückgang der Industrie hat uns schon beschäftigt. Anfang 1990er-Jahre war man der Meinung, dass Arbeitswege von bis zu zwei Stunden zumutbar sind. Wir beschäftigten uns deshalb mit Fragen zu den aufkommenden Verkehrsströmen.

Bettina: Kürzlich war in der Zeitung zu lesen, dass immer mehr Menschen in die Stadt abwandern. Ich glaube, da könnte man als Gemeinde einen Gegenpol setzen: Die Stadt ist irgendwann voll und die Mietpreise sind auch entsprechend hoch. Laupen hat deshalb sehr viel Potenzial. Es bedingt aber, dass man anders, neu denkt: Es geht nicht mehr darum, mehr Land zu nutzen, sondern es geht um die Frage, wie wir die vorhanden Quartiere und auch die Infrastrukturen optimal entwickeln können.